„Mit der richtigen Kleidung und glücklichen Hunden kommt man unglaublich weit.“

Die Hundetagesstätte „Tassa Tryggt“ i Älta/Nacka gibt es seit 25 Jahren, und jeden Tag kommen 50 Hunde zu Anneli und ihren Kolleginnen und Kollegen. „Es ist ein solcher Luxus, wenn man morgens aufwacht und sich darauf freut, zur Arbeit zu gehen. Wer hat das schon?“ Schließlich ist es ein seltener Luxus, wenn man die Möglichkeit hat, schöne Tage draußen in der Natur zu verbringen.

Wie alles begann

Anneli hatte schon immer Tiere um sich herum und der Traum, die Hundetagesstätte zu betreiben, wurde 1998 Wirklichkeit. Damals hieß diese noch „Maggie's Farm“. „Es ist wirklich verrückt, dass es 25 Jahre her ist, dass unsere ersten beiden Hunden Campi und Ellie zur Betreuung zu uns kamen! Wir haben im Laufe der Jahre so tolle Individuen kennengelernt, sowohl Hunde als auch deren Besitzerinnen und Besitzer.“ Um Hundetagesstätten betreiben zu können, ist eine Ausbildung und Genehmigung erforderlich. Anneli hat viele Kurse und Fortbildungen absolviert und ist in Verhaltensanalyse und Erste Hilfe für Hunde ausgebildet.

tassatryggt-anneli-1.jpgAnneli ist seit fast 25 Jahren Tagesstättenleiterin und jetzt auch Eigentümerin

Sie erzählt von ihrer ersten Erinnerung an einen Hund, den Schäferhundwelpen Oksido. „Oksido lebte bei meiner Tagesmutter. Die Polizei hatte ihn zur Betreuung zu ihr gegeben und er sollte als Polizeihund ausgebildet werden. Aber er war zu nett in den Tests, die durchgeführt wurden, und wurde stattdessen zum Begleithund ausgebildet.“ Sie beschreibt, wie der Welpe ihr die Zeit bei der Tagesmutter mit Spaziergängen, Spass und Picknick im Garten versüßt hat. „Wir picknickten auch zusammen mit der Katze und der Schildkröte, die auch dort lebten.“ Das ist eine schöne Erinnerung, die mit den Jahren nicht verblasst ist.

Wenn ich zum Babysitting im Hundestall war und mit Hundegruppen Gassi ging, weigerte sich Akela, mitzukommen, sondern wollte zu Hause bleiben, um auf Linnéa aufzupassen. Sie verstand überhaupt nicht, wie ich meine Tochter dort zurücklassen konnte.“

Als Anneli ihr erstes Kind, ihre Tochter Linnéa, bekam, hatte sie eine Schäferhündin namens Akela. Akela nahm die Schwesternliebe ernst und wich nicht von Linnéas Seite. „Sie passte auf, gab mir Bescheid, wenn sie morgens aufwachte, holte Schnuller und Spielzeug, das sie fallen gelassen hatte. Als sie anfing zu laufen, war sie bei jedem Schritt dabei. Es war toll, zu sehen, wie sie von Anfang an eine Verbindung hatten. Später erfuhr ich, dass der Name Akela der Name des Wolfs war, der sich um den „Menschenwelpen“ Mogli im Dschungelbuch kümmerte. Das passte ja sehr gut.“ Sie erzählt weiter, dass Akela wohl der Meinung war, selbst besser geeignet als Mutter zu sein als Anneli. „Wenn ich zum Babysitting im Hundestall war und mit Hundegruppen Gassi ging, weigerte sich Akela, mitzukommen, sondern wollte zu Hause bleiben, um auf Linnéa aufzupassen. Sie verstand überhaupt nicht, wie ich meine Tochter dort zurücklassen konnte.“

IMG_1382.jpegAkela links und Amiga rechts. Linnéas ständige Begleiterinnen.

 

Der Hundestall – ein harmonischer Ort

In dem 300 m² großen Hundestall ist es ganz leise. Unmöglich können sich hier 50 Hunde befinden.  „Oh doch! Alle sind hier, aber Sicherheit, Ruhe und Harmonie gehören zu unseren Prioritäten.“ erzählt Anneli, die Tagesstättenleiterin. Es ist deutlich zu erkennen, dass jeder Hund die Ruhe genießt. Es gibt Hunde in allen Größen, die auf unterschiedlichen Bettchen, Sofas und manche auch unter Decken schlafen. Einige müde Hundeaugen schauen auf und fragen sich, wer zu Besuch ist. „Wir hören oft, dass man nicht glauben kann, dass es hier so viele Hunde gibt, weil wir so eine Harmonie haben. Genau so wollen wir es!“. Das alte Gebäude war früher ein Stall für Pferde, der vor 14 Jahren einen Anbau nur für Hunde erhielt. 23 Boxen befinden sich auf zwei Etagen.

Unten im Flur hängt eine große Whiteboard-Tafel mit kleinen Magnetschildern, eines für jeden Hund. Bei einigen Hunde sind Punkte in verschiedenen Farben neben ihrem Namen angebracht. „Das ist ein Codesystem. So wissen wir immer, welche Hunde Medikamente bekommen sollen, ob eine Hündin läufig ist, welche Futtervorlieben sie haben usw.“ Die Hunde sind für die Spaziergänge des Tages in verschiedene Gruppen aufgeteilt, also ganz genauso wie in einer Tagesstätte für Kinder.

Ein brauner Labrador, der vorbeispaziert, nimmt vorsichtig den Arm von Anneli ins Maul. „Haha, das ist Scout. Wir nennen ihn „Klette“, weil er alles ins Maul nimmt. Einen Ellenbogen, eine Hand, einen Arm oder er beißt einen leicht in den Po, wenn man vorbeigeht. Er macht das liebevoll, aber man kommt selten an dieser Klette vorbei.“ 

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Keiner kann der Klette Scout entkommen

 

Ein Tag in der Tagesstätte

Die Herbstluft ist im Naturreservat in Erstavik südöstlich von Stockholm angekommen. Einige würden sagen, endlich – andere nicht. Der amerikanische Journalist Jim Bishop sagte einmal, der Herbst trage mehr Gold in seiner Tasche als jede andere Jahreszeit. Dem können wir wohl alle zustimmen.

Der Herbst trägt mehr Gold in seiner Tasche als jede andere Jahreszeit.

hunddagis-1-2.jpgDas Erstavik-Feld in Älta

Auf der langen Schotterstraße, die das große Erstavik-Feld in zwei Hälften teilt, trippeln 25 Hunde mit ihren Menschen Anneli, Malin, Linnéa, Emma und Andreas entlang. Hier herrscht die gleiche Ruhe wie im Stall. Die Hunde spazieren in ihren gut geplanten Gruppen. Dabei sollten alle Hunde jeweils ungefähr dasselbe Tempo haben und sich gut verstehen. Jeder Hund sollte die Aktivität und Aufmerksamkeit bekommen, die er braucht. Daher sind die Gruppen relativ klein pro Mitarbeitenden. „Wir finden, dass fünf Hunde pro Person angemessen sind. Das gibt Hunden und Menschen Sicherheit. Wir gehen mit zwei Gruppen am Tag, so gibt es viel Bewegung. Wir gehen täglich zwischen 1,5 bis 2 km“.

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Plötzlich taucht eine weißgraue, kleine Flauschnase auf und zeigt ihre Liebe auf klassische Hundeart: Bevor Emma sie aufhalten kann, leckt sie schon das Ohr des Fotografen. Es ist Towa, sie ist ein niederländischer Wolfshund der Rasse Schapendoes.

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Towa greift an!

Die Hundetagesstätte öffnet um 7:00 Uhr, wenn die Besitzerinnen und Besitzer ihre Hunde selbst zu ihren Boxen bringen. „Wir unterscheiden uns in diesem Punkt recht stark von anderen Tagesstätten. Ich möchte, dass unsere Hundebesitzerinnen und -besitzer wissen, wie ihr Hund es in der Tagesstätte hat. Daher sind sie alle willkommen, ihren Hund an der Box abzugeben und von dort abzuholen. So können sie sich in aller Ruhe verabschieden, bevor ihr Tag getrennt weitergeht.“ 

Am Vormittag machen alle Hunde längere Spaziergänge. Wenn eine Gruppe zurückkommt, geht eine andere los, und so geht es weiter. Im Sommerhalbjahr haben die Hunde auch ein Freigehege, wenn sie nicht spazieren gehen. Das übrige Personal wechselt das Wasser, bereitet das Mittagessen der Hunde vor, gibt Medikamente ein, macht sauber, schneidet Krallen usw. Am Nachmittag ist es wieder Zeit für Spaziergänge, bevor die Hunde nach und nach abgeholt werden.

„Mit der richtigen Kleidung und glücklichen Hunden kommt man unglaublich weit.

Um einen Tag im Wald mit den Hunden optimal zu nutzen, braucht es Bekleidung und Schuhe, die jedem Wetter standhalten können. „Wir sind jeden Tag 5–6 Stunden im Wald. Bequeme strapazierfähige Kleidung ist wichtig für uns! Wir lieben es, in verschiedene Wäldern zu gehen und kleinen Pfaden in teilweise unwegsamem Gelände zu folgen, sodass die Kleidung sowohl mit feuchtem Gras als auch mit Ästen fertig werden muss. Mit der richtigen Kleidung und glücklichen Hunden kommt man unglaublich weit. Es kann anstrengend sein, aber wir lieben unsere Arbeit!

Wenn ein Tag in der Tagesstätte vorbei ist, geht der Abend für Anneli im nächsten Stall weiter, in dem für Pferde. Sie hat auch eine Pflegestelle für obdachlose Ratten und Kaninchen, die entweder im Freien gefunden oder von den lokalen Behören in Obhut genommen wurden. „Ich unterstütze Vereine wie die Rattenhilfe und Chancen für Kleintiere. Sie leisten tolle Arbeit!“ Es besteht also kein Zweifel daran, was Annelis Berufung im Leben ist.

 

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Andreas mit der Labradorhündin Tezla

 

hunddagis-66-2.jpgEmma mit Pudel Juni

 

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Linnéa mit dem Cocker-/Pudelmix Pella und dem Zwergspitz Valentino

 

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Malin mit Griffin, Sally und Lexi